Ich habe am ersten Spieltag des aktuellen Majors versucht Adrian zu erklären warum das Zuschauen damals cooler war. Nun habe ich mir noch mal Gedanken darüber gemacht, nach dem ich gestern auch noch mit Max so eine Situation hatte. Max hat sich die Teams angeguckt während wir im Discord waren und denn hieß es „Ist Cloud9 auch dabei? Aah, ja, geil!“. Da musste ich ihn leider ausbremsen, denn Cloud9 war vorher schon nicht mehr das Lineup welches Max kannte und gut fand, sondern in diesem Fall auch einfach noch ein ganz anderes Team: Gambit. Aber darum soll es hier gehen, ein kurzes Andenken an die Teams die wir gefeiert und geliebt haben und eine Aussicht wie cool das Major heutzutage noch ist.
So, aber vorweg jetzt noch mal die Sache mit Gambit und Cloud9. Wegen dem Ukraine-Krieg durften die russischen Teams von Gambit und Virtus.Pro nicht beim Major antreten, wegen einer angeblichen Verbindung zur russischen Regierung deren Dachorganisation. Also verließen die Spieler von Gambit kurzerhand ihre Organisation und Cloud9 (US) verpflichtete die Jungs um nafany, nach dem C9 ein Jahr nicht in CS:GO vertreten war. Die Spieler von VP hingegen haben einfach nur den Namen Outsiders angenommen, sind aber weiterhin bei VP unter Vertrag. Wo wir gerade bei dem Thema sind: Es sind dieses Jahr insgesamt 4 von den 24 Teams russisch und eine Besonderheit ist NAVI, das momentan wohl stärkste Team der Welt, dort spielen Hälfte-Hälfte Russen und Ukrainer. Insgesamt sollte man diesen Hintergrund bei einem Sportevent wohl aber ausblenden, die ESL und PGL haben mit dem Ausschluss der Teams der Regierungsnahen Organisation schon Stellung genommen.
Damals war alles besser
Jetzt können wir die Zeitmaschine anwerfen und schauen warum wir damals die CS:GO Teams plötzlich so gefeiert haben. Wir, das ist ist die alte 0815 CS:GO Runde (seit 2012 aktiv) und meine alten Mitbewohner und CS Nerds, die Boizer Jungs. Also irgendwann lief wieder Major und Kober und Tim wollten eh gucken. Damals waren wir wohl zufällig eine richtige CS:GO-WG. Irgendwann am Abend kamen dann die Freunde unserer Mitbewohnerin vorbei und haben sich dazugesetzt. Wir haben CS erklärt, die haben nichts verstanden. Aber sie haben wohl mit Sicherheit das Strahlen in unseren Augen gesehen. Diese Begeisterung für dieses Spiel. CS:GO is life. Ihr kack Nerds.
Bei den CS:GO Majors ging es immer um den Wettkampf. Aber da war noch mehr. Nämlich die Ingame Drops wenn man den Stream guckt. Nein Quatsch. Neben dem Wettkampf waren diese Veranstaltungen und somit die Streams immer sehr unterhaltsam. Die Intros auf der großen Bühne, die cringe Interviews, Videos mit Spielerprofilen und nicht zuletzt die Highlights in den jeweiligen Matches, wovon die bekanntesten sogar auf den Maps mit Graffitis verewigt wurden. Insgesamt also ein großes Event so ein Major und nicht zuletzt durch die Charaktere, die Spieler.
Damals kannte ich die Jungs (sind leider keine Grilz dabei) teilweise mit richtigen Namen, vor allem aber die kompletten Lineups fast aller Teams. Man kannte sie einfach weil jeder irgendwann mal irgendwie aufgefallen ist. So fallen mir spontan die Legenden von NiP (Ninjas in Pyjamas) ein, Fiffy, f0rest, Get_Right, Xizt und friberg, aber auch deren Standins, nachdem friberg als erster das Team verlassen hat: Maikelele und allu. Die beiden haben so viel Mist gemacht … allu als trockener Finne war in den Interviews super („Are those Red Bulls only for the commercial – Or can you actually drink them?“ – allubot 2015). Maikelelelelelelele mit seinen unfassbar krassen AWP Plays zu der Zeit.
Die NiPs sind natürlich richtige Legenden. So haben sie am Anfang die CS:GO Profiszene dominiert und waren vier Jahre ungeschlagen oder so. Aber auch Spieler wie neo und Taz von Virtus.Pro (damals polnische Organisation) war eine Legende mit seinen Backstabs. So haben die Jungs von VP für mich auch den Begriff Trigger-Disziplin erfunden, bei dem man hinter den Gegnern landet aber erst mal Informationen einholt bevor man die Gegner von hinten ausschaltet. Oder Papa Bizeps (pashaBiceps), der einfach so knuffig war mit seinen Streams bei denen er reich beschenkt wurde und seinen Sohn in die Kamera hielt als irgendein Prinz aus Dubai eine unrealistisch hohe Summe spendete (Donations und sowas). Und nicht zu vergessen natürlich n0thing, der einfach lustig war, mal gerappt hat oder seine Teamkollegen Hiko und Shroud genervt hat. Das sind einfach Legenden.
Irgendwann kamen dann neue Spieler wie s1imple und Niko, das sind für mich die letzten beiden mir bekannten Helden. Aber da fängt es schon an, es sind hauptsächlich gute Spieler (ohne Frage absolute Ausnahme-Talente). Die Clans früher waren auch einfach lustige Charaktere. Niko und s1imple haben sich allerdings auch gemacht und alleine weil sie so oft vor der Kamera stehen schon so einige Szenen gebracht. Aber viele andere Spieler, AWP Gods und Topfragger bleiben mir heute nur im Gedächtnis als gute Spieler und nicht als lustige Dudes. Aber damals war vieles anders.
Ab dem ersten Major Ende 2013 wurden die immer größer werdenden Hallen von allen gefeiert. So viele Leute gucken sich ein CS Turnier an? Irre. Die Interviews wurden immer professioneller, aber die Kamera-unerfahrenen Boys haben sich immer mal wieder Quatsch erlaubt, so das es haufenweise Highlights gab. Funny Highlights versteht sich. Und für jeden der nicht dabei war: definitiv auch vorwiegend Cringe-Highlights. Aber so war es halt. Die Majors waren auf vielen ebenen Unterhaltsam, und damals haben wir dazu noch nicht mal was getrunken (die vier Bier zählen nicht).
Und heute?
Also was hat sich verändert? Ganz einfach, das ganze ist professioneller geworden. Irgendwo hat man sich das ja erhofft und der Cringe ist auch noch irgendwo da. Aber tatsächlich am meisten da wo noch alte Spieler in den Teams sind. Und diese Spieler sind zwar nicht unser alter, aber nah dran, was für mich auch noch ein Grund ist warum wir da damals mehr mitfiebern konnten: heute sind alle viel jünger als wir. Aber warten wir mal ab was sich dieses Jahr, beim PGL Major 2022 in Antwerpen so abspielt. Ich hab auf jeden Fall Bock und auch jetzt schon einige Spiele gesehen.
Und als letzter Absatz: Adrian meinte zu mir auch Fußball hat sich über die Jahre geändert. Genau, selbst bei Fußball, einer Sportart bei der sich in 100 Jahren nichts verändert (mal drei Tore statt 2? Wie wäre es mit Short-Matches nicht ganze 90 Minuten? Nee Spaß, keine Ahnung), selbst da ändert sich die Spielweise in Form von Geschwindigkeit und so weiter. Und eben so auch bei CS: Die Spieler sind langsamer und vorsichtiger. Das Movement ist präziser. Trigger Disziplin hat heute fast jeder der Spieler. Die Spieler haben alle ein besseren Gamesense als damals, da passieren weniger Unfälle. Alle sind ein wenig ernster! Es gibt aber weiterhin krasse Highlights, keine Frage. Und vielleicht habe ich die letzten Major auch nicht wirklich so intensiv geguckt wie damals. Ich bin gespannt!