Das letzte Dinner vor 16 Tagen (Stand heute). Was ist da denn los? Unser Zähler auf der Website leidet wohl aktuell unter einer kleinen Pause seitens des Vorstandes. Max zieht um und die Leitung ins World Wide Web wurde schon gekappt (aua) und Hanni macht Digital Detox Januar. Denkste! Der PC bleibt zwar aktuell aus, aber es gibt ja noch andere Medien zum Daddeln. Zum Beispiel das Handy. Also warum nicht eine Runde PUBG Mobile (kotz) oder Candy Crush (kotzkotz) spielen. Ach Quatsch, wenn dann richtig: In einem Selbstversuch habe ich eine Woche lang eine Construction and Management Simulation getestet.
Völlig selbstlos habe ich 1-2 Stunden am Tag geopfert und Hafer angebaut, Kühe gemolken und Brötchen gebacken. Aber von Vorne: Ich widme mich gerade meiner Jahresplanung, sitze auf dem Rad und hänge viel in der Natur rum. Angefixed von den Dryjanuary Pfeifen habe ich nach dem ersten Dinner Anfang Januar entschieden die Kiste erst mal aus zu lassen.
Konsequente Daddelpause gebrochen
Das erste was mich wieder ins Digitale gezogen hat war, nun ja, nicht direkt ein Spiel, aber eine App auf dem Handy mit extrem starker Gamification: Duolingo. Nach kurzer Zeit war ich aber wieder extrem von der Werbung in der Sprachen-App genervt und war eigentlich wieder durch mit Bildschirm. Doch dann kam dieser eine Werbeblock bei dem man selbst mitspielen konnte. Man steuert eine Figur die irgendein Gemüse anbaut, erntet und an einem Tresen verkauft (Max kennt dieses Wort bestimmt nicht mehr, also Tresen, nur so am Rande). Diese Werbung macht mich eigentlich immer aggressiv aber dieses Mal entstand kurzer Hand der Gedanke: Wie ist das eigentlich, so ein Farming sonstwas Spiel auf dem Handy?
Das spiel um das es hier gehen soll heißt Township oder wie ich es liebevoll nenne, ja ihr wisst schon. Die App selbst ist natürlich kostenlos. Im Spiel selber gibt es Transaktionsmöglichkeiten gegen Echtgeld ohne Ende, das wird ja jetzt niemanden überraschen. Nach der Installation geht es los mit Tutorials und den ersten aufgedrückten super tollen Erfolgen. Man wird quasi zugeballert mit „Toll gemacht“ und „hier, wir sind so gütig, wir schenken dir was“. Wer will da schon nicht weitermachen?
Ich, ich mach da weiter. Ich würde da normaler Weise sofort abhauen. Klar, der Schwierigkeitsgrad sollte mit der Zeit steigen und der Anfang etwas leichter sein. Aber man merkt einfach so schnell das alles was man macht mit gezogener Handbremse abläuft. Von Anfang an gibt es immer diesen einen Button der einem sagt: „hey, das geht aber auch extrem viel schneller und einfacher wenn du, sagen wir mal 99 Cent investierst?“. Diese Preise steigen mit der Zeit auch noch, aber gerade diese kleinen Beträge sind wahrscheinlich diese, die einem zum Verhängnis werden können.
Gut, ich nehme schon mal vorweg: Ich habe keinen Cent ausgegeben. Sorry, das war es mir dann doch nicht wert. Aber eine Woche meines Lebens habe ich investiert, das ist wohl wesentlich mehr. Ich wollte gerade nach der Spielzeit gucken, die wird aber (natürlich) nicht angezeigt. Lediglich über Screen Time von Apple konnte ich die Kategorie Gaming auslesen für die letzte Zeit und da ich nichts anderes gespielt habe kann ich sagen: Jeden Tag 2 Stunden, das kommt schon hin!
Was habe ich erwartet
Zurück zum Spiel. Die Fragen die ich mir vorher gestellt habe hätte ich mal aufschreiben sollen. Aber es wird wohl sowas sein wie: Kann das ohne Geld zu investieren Spaß machen? Wieviel Zeit geht dabei drauf? Fühlt es sich auch wie eine Verarsche an oder wie gut kaschieren sie das?
Die Frage nach der Zeit habe ich wohl schon beantwortet. Mehr Zeit wäre nur draufgegangen hätte ich Echtgeld ausgegeben. Dabei gibt es einiges zu tun und mit der steigenden Spielzeit wird es auch immer mehr. Die Frage nach dem Scam? Jain. Ein Scam ist es wohl nicht. Man kann es ja spielen ohne Geld auszugeben. Man fühlt sich einfach nur überall sehr sehr seeeehr langsam. Gut das kann auch OK sein wenn es nur nebenher spielt, so hatte ich mir das auch vorgestellt. Aber …
… mit steigender Spielzeit gib es immer mehr Ressourcen, immer mehr Währungen oder Materialien um irgendwas zu upgraden. Am Ende hat man aber nicht irgendwie mehr von irgendwas, sondern einfach nur viel mehr Wirtschaftsketten und viel mehr Mäuler (in welcher Form auch immer) zu stopfen. Mehr mehr mehr, gut gemacht gut gemacht gut gemacht, aber schau mal, das kann auch viel schneller gehen.
Der Ablauf
Ein Beispiel, und sorry vorweg, so beschissen sieht es dann wirklich aus und ihr müsst daran denken, bei jedem dieser Schritte könnt ihr mit Geld nachhelfen:
- Ihr baut auf einem Feld Getreide an
- Ihr wartet 2 Minuten (für Kakao später sind es 8 Stunden)
- Ihr erntet mit darauf Klicken
- Ihr geht baut einen Kuhstall
- Ihr baut eine Futterproduktionsstätte
- Ihr fertigt Kuhfutter mit dem Getreide an und wartet 10 Minuten
- Ihr holt das Kuhfutter ab
- Ihr geht in den Stall und füttert die Kühe und wartet 10 Minuten (Ne Tüte Chips braucht 2 Stunden)
- Ihr holt die Milch ab
- Ihr baut ein Milchfabrik
- Ihr stellt Käse her und wartet 30 Minuten
- … so und das kann jetzt unendlich so weitergehen mit Pizza, Kleidung, Papier usw. …
- Am Ende habt ihr ein Produkt und liefert das an eure „Bewohner“, einen Zug, einen Zoo und wahrscheinlich später noch viel mehr
- Ihr bekommt dafür XP und Geld (Ingame-Währung)
- Ihr steigt im Level auf und könnt neue Gebäude bauen die … neue Gebäude und Produltionsketten ermöglichen
Boah ich glaube das fässt es ganz gut zusammen. Die Map ist unendlich groß und alles was irgendwie Sachen erleichtert wie Automatisierung verschwindet hinter einer Paywall. Dadurch habt ihr zwar immer was zu tun und könnt alle paar Stunden mal reingucken (2 Stunden am Tag wahren nämlich nie am Stück, sondern eher immer so 10 Minuten, außer man wartet mal auf irgendwas was gerade zufällig noch 1-3 Minuten braucht). Irgendwann weiß man aber auch das die wahren Erfolge unerreichbar bleiben. Das Spiel gibt es übrigens seit 2012.
Wer spielt so ne Scheiße
So es viel mir jetzt nicht leicht meinen Progress zu vergessen, aber ich hab die Scheiße wieder vom Handy geschmissen. Zurück bleibt irgendwie mehr der Schreck wie selbst unter den beschriebenen Umständen man immer weitermachen kann, auch ohne den Geld Faktor. Und die Frage wer sich das antut? Eine befreundete Band hat vor Kurzem einen Song rausgebracht der Family Farm heißt und dabei geht es dem Alltag zu entfliehen und etwas positives zu Spielen. Ja, versteh ich. Aber spielt dann lieber Tiny Glade, Mini Motorways oder Dave the Diver. Da seid ihr kreativ, habt eine kleine Herausforderung oder werdet ganz einfach nicht verarscht.
Ich bin mir sicher ihr wisst das alle und wahrscheinlich ist der ein oder andere auch schon mal verleitet worden oder hat es zumindest bei Bekannten miterleben müssen, wie die alle paar Minuten das Handy drehen und daraufglotzen und ein bisschen mit dem Finger rumtippen. Leute wirklich, sobald da Mikrotransaktionen nicht mehr kosmetischer Natur sind, lasst die Finger davon und sagt das euren Liebsten. Ach und von dem Art-Style und das es eigentlich für Kleinkinder gestaltet ist fang ich jetzt gar nicht an.
Mobile Games, der größte Dreck?
Nein natürlich nicht. Es gibt Leute oder sogar Länder in denen man darauf angewiesen ist und der Markt ist groß. Neben den Abzocker Games gibt es natürlich noch reichlich gute Spiele. PUBG Mobile weiß ich jetzt nicht im Vergleich zum Desktop ob ich das jemals spielen würde, aber gibts halt und ist viel größer als das Original und ich nehme an spielt dadurch auch viel mehr Geld ein. Ja insgesamt geht es eben auch immer viel um Geld.
Wenn man das mal außer Acht lässt gibt es eben auch gute Spiele. Ein Bekannter hat mir bei der Diskussion über Townshit das Spiel Balatro emfohlen. Ist so eine Mischung aus Pokern und Rogue Like. Ist ganz witzig, coole gemacht, kann einen auch mal gut fesseln und man kommt sich nicht die ganze Zeit so verarscht vor. Und ich habe dafür sogar 10 Euro ausgegeben (der Kauf). Am liebsten sind mir dann aber doch Storyrich Spiele oder die guten alten sozialen Multiplayer mit euch.