Achtung, das wird ein langer Text! Wir hatten Dienstag einen super Abend bei Sea of Thieves. Das sind Momente die dieses Spiel für mich einmalig machen. Das soll hier keine Werbung sein, aber passt mal auf:
Nach zwei Runden in CS:GO die weniger erfolgreich waren, war der Abend eigentlich für mich gelaufen. Nun also um 22 Uhr schlafen gehen oder noch was machen? Ach was soll’s, ich spring noch mal alleine auf die Schaluppe, dem 1-2 Personen Schiff in Sea of Thieves. Nach dem schnellem Sammeln von ein paar Rationen für die anstehende Reise, sind die Segel für den Handelsbund gesetzt und die kleine Nussschale schippert auf gen Norden. Auftrag: Ein Schiff ist gesunken und dessen Ladung will gesichert werden.
Es ist gerade taghell und das Wasser ist azurblau. Im Westen der Welt starte ich am Außenposten Golden Sands und bewege mich in Richtung Smuggler’s Bay. Kurz nach dem Ablegen sehe ich ein paar Möwen über dem Wasser kreisen, welche auf die verlorene Fracht hindeuten. Also Richtung anpassen, ankommen und Anker werfen. Im Treibgut des vermissten Schiffs finde ich eine Notiz mit Hinweisen wo sich das Schiff hinbewegt hat. So etwas wie „Oh nein, Meg (Megalodon) knabbert an unserem Heck, bewegen wir uns schnell Richtung Sandy Shallows und gehen an Land„.
Na gut, um diese Reise soll es hier nicht weiter gehen. Die Kurzfassung für diesen großen Standart Auftrag für den ich eine Stunde eingeplant hatte: Ich folge den Hinweisen, finde im Treibgut den Schlüssel zur Kapitänskajüte, finde das untergegangene Wrack der [setze hier random coolen Namen eines Schiffs ein], finde dort den Frachtbrief welchen ich zurückbringen soll, berge die Ladung, und bringe das ganze zum Sanctuary Außenposten. Gerade angelegt, joint dann Tom nach seiner Spätschicht (die Nachtschicht folgt noch) den Server. Nette Überraschung! Er hilft noch beim Abladen, kassiert ordentlich ab und dann hören wir ein lautes Horn am Horizont: Das neue Mega-Fortress „Fort of Fortune“ Event ist soeben gestartet.
Da dies zufällig und dazu noch relativ selten ist, folgen wir dem rot leuchtenden Totenkopf am Himmel bis zum Keel Haul Fort im Nordwesten der Map. Da wir beide nicht wissen was genau auf uns zukommt, legen wir das Schiff in sicheren Abstand am Rand des Forts an und starten mit dem Abschnetzeln von Skeletten in allen Formen und Farben. Irgendwann merken wir das wir mit dem Schiff in das Fort schießen können und rasieren das Event, denken wir zumindest. Tom sagt noch „das fühlt sich an wie cheaten“ weil die Skelette ohne allzu großen Aufwand in Scharen fallen. Dann kommt der erste „Boss„.
Etwa 1,5 Stunden später, dem mehrfachen Absuchen aller Tonnen nach weiteren Kanonenkugeln und drei zerlegten Boss-Skeletten kommen wir langsam in’s Schwitzen. „WAS, IMMER NOCH NICHT ZUENDE?„, und dann spawnt der Endgegner. Wir hauen also zwei mal auf ihn ein und irgendwie haben wir uns auch schon gefragt, wie bei einer so langen Zeitspanne und dem riesigen, auffälligen Totenkopf über der Insel immer noch kein Spielerschiff vorbeigekommen ist. Genau dann hören wir die Einschläge in unser Schiff.
Wir springen schnell ins Wasser, aber ein angelegtes Schiff ist schnell versenkt. Also mit wenig Hoffnung und … scheiße, ein Dreimaster, eine Galleone, das größte Schiff in der Sea of Thieves. Dann stehen wir beide an Deck und Tom bemerkt das es nicht ein Leck an unserer Schaluppe gibt. Der Dreimaster segelt langsam mit gehissten Segeln um das Fort, außerhalb unser Reichweite. Puh, Glück gehabt. Scheinen wohl … „psssffffff„, so ungefähr würde ich das Geräusch der Lunte eines explosiven Fasses beschreiben, welches wir plötzlich unter Deck hören. Da hat sich einer der gegnerischen Crew an Bord geschlichen und sprengt unser Schiff. Nach solch einer Explosion bleibt meistens wenig übrig vom Schiff und als wir respawnen ist unser Schiff versenkt. Aber wir spawnen noch über unserem untergehenden Wrack!
Normalerweise spawnt man bei einem neuen Schiff. In dem Fall schwimmt Tom zur Meerjungfrau, welche dich zu deinem Schiff beamt wenn du in’s Wasser fällst oder eben wenn dein Schiff untergeht und ein neues in der Wet spawnt. Ich bleibe noch im Wasser und beschütze unsere Schätze, die langsam an die Wasseroberfläche treiben. Dann nähern sich zwei der gegnerischen Crew und zerlegen mich kurzerhand mit ihren Pistolen. Nun lande ich also auch auf dem neuen Schiff, welches Tom schon abgelegt hat und wieder über das Meer schippert. Ziel währe natürlich das Fort wieder anzufahren und sich zu rächen und mit viel Glück unseren Loot wieder einzusacken. Aber der Blick auf die Karte unter Deck senkt die Erwartungen schnell: Wir sind am anderen Ende der Karte.
Nichts desto Trotz entscheiden wir uns hinzusegeln. Schließlich haben die uns innerhalb von einer Minute gerade fast 2 Stunden Spielzeit versaut. Der Frust der CS:GO Runden von früher am Abend breitet sich auch auf diese Anschlussrunde in Sea of Thieves aus. „Das wird doch eh nichts„. Aber zumindest hinsegeln wollen wir noch bevor es in die Koje geht.
Nach 10 Minuten über die offene See segeln kommen wir dem Fort näher. Doch dann erspähen wir am nächsten Außenposten neben dem Fort zwei weitere Spielerschiffe. Die beiden haben geankert und wir nähern uns langsam. Über den ingame Chat gebe ich ein vorsichtiges „DO YOU WANT TO ALLIE, WE NEED ALLIES!!!!!“ raus. Anscheinend Konsolenspieler, denn es es wird über eine komische elektronische Stimme geantwortet: „Yes, we want to allie, we wanna fuck this Galleon“. Perfekt!
Wir gehen noch kurz an Land denn es wird gesagt das gerade noch die Vorräte (hauptsächlich Kanonenkugeln) aufgestockt werden. Dann, ganz zaghaft, setzen wir und die beiden anderen Schiffe – eine weitere Schaluppe und ein Zweimaster – die Segel Richtung Fort. Doch dann geraten wir in einen Sturm und alle drei Schiffe ankern auf hoher See. Am Horizont der Dreimaster mit gehissten Segeln. Und das Fort scheint noch aktiv zu sein, die haben also noch zu tun, beißen sich die Zähne an dem letzten Bossfight ab. Die Crew der nun befreundeten Brigantine (der Zweimaster) fragt ob wir den Sturm abwarten sollen. Wir sagen zu und das Adrenalin steigt, so wartend, geankert und um uns herum schlagen die Blitze ins Wasser ein. Nicht nur ins Wasser, irgendwie scheinen alle aufgeregt zu sein: Vergisst man das Schwert wegzustecken schlägt da auch ganz gerne mal der Blitz ein und das passiert wie wir von Deck beobachten können nicht nur uns, sondern auch drei, ach nee vier mal bei den anderen Schiffen.
Der Sturm hat sich nun gelegt und die Anker werden gelichtet. Im Chat (auf längere Entfernung hört man das ingame Voice nicht mehr) hagelt es „LET’S GO“ und „DESTROY THEM„. Kurz vor Erreichen der Galeone werden die Segel auf halbmast gesetzt und die Schiffe richten sich aus. Dann geht alles ganz schnell. Perfekt in einem Kreis bauen sich alle drei Schiffe um den Feind auf und es wird aus allen Rohren gefeuert. Nach nur wenigen Augenblicken sinkt das große Schiff. Es hat keine Chance gegen die zwei Schaluppen mit ihren zusammen vier Kanonen und dem Zweimaster mit alleine vier Kanonen. Damit ist es aber noch nicht getan. Sobald ein Schiff sinkt und die Crew sich noch in der Umgebung aufhält, erscheint wieder die Meerjungfrau um zu respawnen. Das sehen auch die anderen Spieler und es wird Ausschau gehalten wo sich die armen schifflosen Matrosen aufhalten.
Dann hagelt es von allen Seiten Pistolenschüsse. Die letzten Überlebenden scheinen aufgespürt zu sein. Doch plötzlich brennt unser Schiff. Mit dem Schädel vom Endgegner, welcher Feuer speien kann wenn man ihn als Spieler ausrüstet, hat ein letztes Mitglied der Galeonen Crew unser Schiff angezündet. Wir spüren ihn auf, schnappen uns den Schädel. Das Feuer kann schnell gelöscht werden.
Nach dem die Luft rein ist springen alle drei Crews an Land um den übrigen Loot aus dem besiegten Fort auszuräumen. Und wie es sich nach einem zwei Stunden Fight gehört ist das Einiges! Die einen beladen ein Ruderboot welches in der Bucht steht, die anderen schwimmen mit den Schätzen direkt auf ihr Schiff. Dann kommt ein „Schiff gesichtet, Nord-Nord-West“ von einem der Ausschau-Haltenden aus einem der Krähennester. Die Galeone will Revenge!
Schnell wird ein Plan geschmiedet, bei dem die zwei Schaluppen sich auf den Weg zum nächstgelegenen Außenposten machen um dort den Loot abzugeben. Die Brigantine will indes zu Reapers Hideout, dem Außenposten der Schnitter (die PVP Fraktion in SoT), um dort die Flaggen von zuvor versenkten Schiffen abzugeben. Einer der drei Matrosen der Brigantine soll bei den Schaluppen mitfahren um so den Kontakt über den Chat halten zu können. Also Kurs Richtung Süden nach Golden Sands, dort wo alles angefangen hat. Am Horizont sieht man die Geleone an einem anderen Außenposten lang schippern. Als sie merken dass sich alle drei Schiff in eine andere Richtung bewegen, setzen sie die Segel und fahren dem Zweimaster hinterher. Wir sind sicher, auf geht’s abladen!
Insgesamt, das nehme ich mal für die Kenner vorweg, sind etwa 150k dabei rausgekommen, 1 Level bei Atena, unendlich viele Achievements und richtig gute Laune. Dann kommt über den Chat „Die Galeone war gerade da und die haben richtig geraged“. Anscheinend hat der Zweimaster das Ding ein weiteres mal alleine versenkt. Nachdem der letzte Gegenstand abgegeben ist, setzen wir Segel und fahren mit den zwei Schaluppen Richtung Reapers Hideout, um für einen möglichen dritten Angriff bereitzustehen. Doch dann färbt sich das Wasser schwarz und … ein Kraken! Auch das noch. Wir reagieren schnell, Tom an der linken ich an der rechten Kanone. Irgendwie ist das Vieh super schnell besiegt. Es scheint gnädig mit unserer Nussschale gewesen zu sein. Und noch mehr Loot! Die andere Schaluppe hinkt etwas hinterher und als sie bei uns ankommen stellt sich ihnen die Frage „what? where is the kraken? already dead?„.
Als wir bei Reapers Hideout ankommen wird auch dieser Teil des Loots abgeladen. Ach und ein Skelettschiff (NPC) konnte es auch nicht lassen uns kurz davor noch anzugreifen – natürlich chancenlos. Auf dem Stützpunkt der Schnitter wird anschließend getanzt und gejubelt. Was alles an Loot abgegeben wurde habe ich den Überblick verloren. Alle bedanken sich und sind sichtlich begeistert. Dann schreibt noch einer in den Chat „Hanni, sorry, but if i am honest, we wanted to attack you at the fort right before the galeon hit you, we where just stacking up canon balls“. Gelächter bei Tom und mir.
Epilog
Nach dem sich die Crew der Brigantine verabschiedet setzen wir noch einmal die Segel. Boah ist schon spät oder? Aber wir wollen noch einmal schauen was die ganzen Schatzkarten so bergen, welche die Skelettbosse auf dem Fort verloren haben. Da hatten wir vorhin keine Zeit zu, da wir schnell fliehen mussten. Also zurück zum Keel Haul Fort (wer das noch nicht für sich übersetzt hat, das heißt übrigens das Fort des Kielholens). Insgesamt 9 Karten mit jeweils einem Kreuz bringen noch mal richtig extra Loot. Unter anderem noch einmal den großen Schädel und ein paar Mega-Kegs. Nach dem wir auch den Kram wieder bei Reapers Hideout abgegeben haben, schippern wir noch einmal Richtung Allianz-Schiff, welches sich weit entfernt im Norden rumtreibt. Ohne irgendwelche Hindernisse vor uns setzen wir die Segel, Tom legt sich schlafen (ingame), ich lege mich daneben. Gehe eine Rauchen. Auf Klo. Wasser holen (reallife).
Bei den Jungs angekommen legen wir auf offener See nebeneinander an und es wird Grog getrunken, Musik gemacht, getanzt. Eben was man so macht nach einer erfolgreichen Fahrt.
Dann schlagen die beiden vor das wir ihnen noch einmal folgen. Wir segeln also weiter und zerlegen noch ein zwei Skelettschiffe. Irgendwann verabschiedet Tom sich in die Koje und ich bleibe noch einen Moment an Board. Kurz vor unserem letzten Stop sichten wir dann noch einmal einen Zweimaster, geankert an einer Insel. Ihr wisst was dann passiert ist. Witziger Weise kam dieser Zweimaster noch zwei weitere Male und wollte sich Rächen. Erfolglos. Irgendwann lasse ich unser Schiff ohne Besatzung in den Sonnenuntergang segeln und springe bei den anderen beiden an Board. Wir segeln noch zu Stephen’s Spoils, einem kleinen Seeposten an dem wir unsere ganzen vollen Lagerkisten für zukünftige Spieler auf diesem Server ablegen (ja, man ist ja nicht nur fieser Pirat in diesem Spiel) und beenden gegen halb vier die Nacht mit der klassischen Feuer Bestattung des Schiffs: „Ja, es war ein gutes Schiff“, wir nicken uns gegenseitig zu und return to Desktop.
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Ach und was war denn nun der beste Abend in Sea of Thieves? Um das zu erfahren müsst ihr wirklich selbst einmal dabei gewesen sein, denn nur dort gibt es das wahre Seemannsgarn.
Geil, kann mir vorstellen welches der Beste Abend war. 😉