Das Major ist vorbei und die Sieger gekürt. Anstatt eine extrem geile eSport-Woche zu feiern, wird nach Cologne 2016 sehr viel an dem Event selbst, aber auch der aktuelle Zustand der CS:GO Pro Szene kritisiert. Vorweg sei gesagt dass ich hier die Rückmeldungen aus der Community und der Spieler zusammentrage. Nicht alle davon entsprechen meiner eigenen Meinung und Erfahrung während der Major-Woche.
Aber erst einmal das Wichtigste zuerst: SK Gaming (ehem. Lumnosity Gaming) können ihren Titel verteidigen und werden zum zweiten Mal in Folge Champion. Virtus Pro konnte als einziges Team eine Map gegen SK holen. Auch sonst war es ein sehr knappes Halbfinale nach dem die Polen allerdings ausgeschieden waren (cbble 19:17 – nuke 5:16 – mirage 12:16). mousesports – als einziges deutsches Team in Köln – schied bereits in der Gruppenphase aus. Die Ninjas in Pyjamas (NiP) haben dass erste Mal seit Beginn der CS:GO Major Events ihren Legend-Status verloren und werden sich für das nächste Superevent über das Qualifier schlagen müssen. Die Kollegen von Fnatic sind zwar bis ins Halbfinale gekommen, dort schieden sie überraschend gegen die Amerikaner aus. Zum ersten mal in der Major-Geschichte spielte nämlich ein NA-Team im Finale: Team Liquid. Der zweite große Titelanwärter Neben SK, Astralis, spielte nach der Gruppenphase mit zwei Stand-Ins und konnte trotzdem gegen ihre Landsmänner von Team Dignitas in die Playoffs kommen und somit ihren Legend-Status beibehalten. Astralis ist von vornerein mit einem Ersatzspieler angetreten und nach dem letzten Gruppenspiel musste der Spieler Dupreeh mit einer Blinddarmentzündung ins Krankenhaus. Bei den französischen Teams G2 und EnVyUs, bei denen es seit Längeren leistungstechnisch ein wenig kriselt, lief es auch nicht besonders gut: beide Teams flogen bereits in der Gruppenphase raus. EnVyUs bereits am zweiten Tag gegen die Jungs von mouz, G2 nicht ganz so tragisch gegen ein Tier 1 Team.
An dieser Stelle setze ich auch mal mit der ersten Kritik an diesem Major an: Die Seedings. Einige der Top-10 Teams haben sich bereits in der Gruppenphase gegenseitig rauswerfen müssen. Da sollte sich dringend etwas ändern.
Das zweite Problem waren wohl die niedrigeren Zuschauerzahlen. Mit einer Spitze von 850k Zuschauern liegt diese 500k unter der aus Columbus. Nun kann man ein paar Argumente bringen warum das so war, wie das es Sommer ist (haha, als wenn das die Nerds kümmert), der sehr früh angelegt Zeitplan (schlecht für Übersee), in manchen Ländern werden die Spiele im TV übertragen, so dass die Zahlen nicht mehr so akkurat sind wie bisher; und zu guter Letzt noch die Klausurenphase für Studenten und die EM / Wimbledon. Wobei das alles nur Vermutungen sind, finde ich das Argument von HiKo hingegen ziemlich zutreffend:
I think the reason there was less viewers this major is because of tournaments before. There was DH Summer, ECS just weeks before the major. Before the next major it should be like 1 month with no events, then teams will be super prepared and better CS will be shown.
– NiP friberg via Twitter
Insgesamt sollte sich Valve mal überlegen ob drei Majors im Jahr noch angebracht sind. So verliert das Ganze an Besonderheit. Man könnte sagen, was am Anfang vielleicht noch ganz lustig war, kann einem heute den Spaß am CS gucken vermiesen. Es wird einfach immer schwieriger bei diesem Aufgebot an (großen) Turnieren als Zuschauer noch hinterher zu kommen. Am Ende schafft man es nur noch die Majors und ein paar kleinere Turniere zu gucken, man verliert den Überblick und irgendwann das Interesse dem Sport noch weiter zu verfolgen. Mal sehen ob sich da in Zukunft etwas ändern wird.
Was man vielleicht auch noch den niedrigeren Zuschauerzahlen bei der ESL One in Kölle zuordnen könnte sind die immer wieder gleichen Maps (de_train und de_cbble). Ich habe hauptsächlich die Gruppenphase mitverfolgt und muss sagen, da bin ich mit den Kritikern einer Meinung. Jedes Team kann zwei Maps raus-voten. Die gespielte Map wird dann per Zufall entschieden. Und leider hat es da immer wieder die gleichen Karten getroffen. Von 16 Matches an den ersten beiden Tagen wurde 6 mal de_train (insg. 10), 5 x de_cbble (insg. 11), 4 x de_dust2 und 1 x de_overpass gespielt.
Was wohl auch noch wie C4 eingeschlagen ist, ist die schlechte Produktion während der Playoffs und speziell beim Grand Final. So wurde öfters auf die Caster geschaltet obwohl das Match voll am Laufen war. Noch schwerwiegender waren aber die ungeübten Oberserver (Spectators), welche die ganze Action verpasst haben; darunter auch ein AWP-Ace von dem Spieler jdm64 (Team Liquid). Vom PGL Production Team ist man eigentlich besseres gewohnt, wenn nicht sogar die beste Qualität in der Szene. Als Grund für die anderen Observer während des Finales und der Playoffs hat die ESL Sprachbarieren im Produktionsteam genannt.
Ansonsten fand ich besonders cool die Gruppenphase. Es gab spannende Matches und zwischen 11 Uhr und 21 Uhr zu gucken war auch sehr gemütlich wenn man am nächsten Morgen früh raus muss. Auch die Organisation und die Produktion fand ich sehr gelungen, da während der Gruppenphase noch die zwei sehr bekannte Observer Prius und Sapphir am Werk waren (ja, das ist deren Job). Ein Lob hat auch die ESL Website verdient, auf der neben dem Stream auch noch Live-Stats angezeigt wurden. Und auch die Fans vor Ort waren super drauf und sind völlig ausgeflippt wenn ihr Team gewonnen hat oder auch mal nur weil eine knappe Runde geholt wurde.
Dann komm ich mal zum Ende und schließe mit den Highlights der ESL One Cologne 2016 ab. Sehr zu empfehlen sind auch die CS:GO Player Profile von Valve, jeweils nur etwa 6 Minuten lang. Dieses Mal gab es zwar nur drei, aber ich fand alle sehr gelungen da sie sich Inhaltlich sehr unterscheiden: Brasilien, USA, Dänemark; Aufgewachsen in gegensätzlichen sozialen Schichten. Na ja, Nerds sind sie alle … Fer (SK), HiKo (Liquid Gaming), Dupreeh (Astralis).
Edit: Eine schicke Infografik zum Major bietet die Redaktion von G2 eSport.
Ja. So dass die Majors und auch bestimmte kleinere Turniere wieder mehr Wert haben. Das NaVi und SK auf einem Event spielen wäre dann halt etwas besonderes. Es gibt genug kleinere Teams die so zu mehr Aktivität kommen würden, inklusive Preisgeld.
Was jetzt erst einmal spannend wird: Kein Gambling mehr in CS:GO. Da wird das Spiel sicherlich stark an Zuschauerzahlen einbüßen müssen. Genau jetzt ist die Pflege der Community erst recht wichtig und dazu gehlört eben auch die schon bestehende, alte Fan Gemeinschaft, nicht nur das Gewinnen durch neue Kids die CS:GO gucken sollen.
Guter Text! Ich fand den Major eigentlich echt gut. Also von der Produktion/Observing etc. Es war eben schade, dass viele Teams nicht wirklich in Topform waren und daher der Upset durch Liquid auch erst möglich wurde. Im Finale wars dann eben relativ langweilig. Vielleicht ist die Idee einen Monat vorher keine großen Turniere zu haben wirklich sinnvoll und nur zwei Majors pro Jahr mit höherem Preisgeld einzuführen ?
Das WDR berichtet auch über die ESL One. Natürlich aber wieder mit ein paar falschen Fakten und irgendwo steht noch die Killerspiel-Debatte im Vordergrund. Wenn es wenigstens nur darum gehen würde das er das nicht versteht wie man ein PC Spiel so hypen kann. Nein, er spricht die „Gewalt“ bei CS an. Trottel. Ansonsten war es aber ein sehr schöner Beitrag, vor allem in der braislianischen Loge.
Quelle: https://www.sportschau.de/weitere/video-das-war-die-esl-one-cologne–100.html