Es gibt Leute die als COD Fans und aktive Spieler der letzten Teile der Serie die Story-Kampagnen meiden. Meistens heißt es dann diese seien zu flach, aber vor allen Dingen ein Propaganda Apparat der US Army. Die Story von Modern Warfare 2019 fand ich jetzt gar nicht so stumpf, da gab es durchaus Szenen die zum Nachdenken angeregt haben. Insgesamt stimme ich dem aber zu, denn auch 2022 bleibt es bei stumpfer Action: Irgendwer klaut ne Rakete, versteckt sich, wurde betrogen und will Rache. Viel Action, viele Explosionen. Man kennt das.
Nun hatte ich die Gelegenheit im Oktober per Vorabzugang zur Singlelplayer Kampagne diese durchzuspielen, Spieldauer etwa 7 Stunden. Damit entspricht diese dem Durchschnitt der Story eines Call of Dutys. Ich war jetzt nicht so schnell wie Tom als Genre Fan, der alles wie ein Schwamm aufgezogen hat, nichtsdestotrotz habe ich mir die Woche vor Release des Multiplayers die neue Kampagne gegönnt. Diesen „Spec Ops Porn“ kann ich da übrigens auch nicht ausblenden, aber ich achte dann meistens auf andere Dinge, wie die schöne Landschaft und Atmosphäre oder die Technik. Wird es zu militärisch, sprinte ich meistens auch nur stumpf durch.
Ich nehme ebenfalls schon mal vorweg: der Anfang hat mich hart genervt und die Dialoge fast das ganze Spiel über. Aber trotzdem war es, nun ja, recht interessant. Aufgepasst, der Artikel enthält Spoiler und sollte nur gelesen werden wenn ihr nicht vorhabt diesen zu spielen oder bereits durch seid. Ach und keine Sorge, ich fange am Anfang zwar sehr detailliert an weil dieser mich hart genervt hat, das flacht dann aber (der Story gerecht) im weiteren Verlauf des Artikels ab.
Call of Seife
Es geht also los in einem fiktiven Land was so aussieht wie der Nahe Osten: Viel Sand, Steine, scheinbar eine Wüste. Sieht cool aus. Ihr seid Geist, uhu, unheimlich. Das ist so ein cooler Wichser der sich einen Totenschädel auf die Sturmmaske gemalt hat. Fies. Ihr bekommt direkt mit dem Einstieg ein paar Funksprüche durch dass ihr euch nen guten Ausblick beschaffen sollt. Macht ihr auch und es sieht echt schick aus. Dann seht ihr nen Haufen durch Funk bestätigter Russen die anscheinend Dreck am Stecken haben. Ihr kennt die nicht und erfahrt auch nicht mehr. Aber nach ein bisschen Fernglas-Gesuche nach einem General oder sowas, steigt ihr direkt in das digitale Cockpit einer Superrakete die voll cool und laut ist. Ihr lenkt die dann sogar, warum auch immer. Und dann KAWUMMS, voll in den haufen Menschen rein die da auf dem Acker standen. Jetzt tun sie es nicht mehr.
Es folgt ein Dialog zwischen einer Lady und dem super coolen Opa General, der flacher nicht sein könnte. Jeder satz eine Floskel: „What the hell is he doing woauchimmer?“ – „There is only one way to find out“ – „Well, let’s get him“. Gut, das fand ich zugegebener maßen sogar witzig weil jeder Satz einfach so dumm war. Sah auch cool aus die Szene – Insgesamt muss ich hier einfügen das die Zwischensequenzen verdammt filmreif waren! Na ja. Dann geht es wieder auf’s Schlachtfeld. Ganz geheim mit … einem Hubschrauber. 100 Meter neben dem Ziel. Was stimmt nicht mit denen? Als wenn man das nicht hört. Solche komischen Fehler passieren das Spiel über immer wieder. Sind zu verzeihen, aber da muss man sich erst mal dran gewöhnen und in so nem richtigen Action Hollywood Streifen ist das wohl nicht anders. So, jeden Falls wird der Heli abgeschossen und ihr müsst die überlebenden retten. Bla bla peng peng. Im Haus knallt ihr dann noch eine Lady mit Kopftuch um, die über ihrem umgebrachten Mann trauert und dann ne Waffe zieht. Auf einem Laptop läuft eine Videoaufnahme von einem scheinbaren Terroristen-Anführer, der erklärt wie feige die Ammis sind mit ihrem Dronen Scheiß. Ja, hat er ja recht wa.
Dann kommen wieder haufenweise Gegner, es scheint eng zu werden. Dann sogar 4 kleine Panzer aber na ja, kommt natürlich nen neuer US Heli zur Hilfe der die armen Hunde alle von oben in ihre Einzelteile zerlegt. „Good hit“ sagt der eine von uns noch. Ja, guter Hit aus der Luft direkt über deren nun zersplatterten Köpfen. Wir sind jetzt übrigens nicht mehr Geist sondern Kapitän Seife. Der macht alles schön Clean. Dann geht’s weiter zu Hassan. Der muss ja halt auch noch sterben. Bei mir kam dann plötzlich so ein riesiger Laserstrahl vom Himmel. Ich weiß nicht was das war. Nen Ionenstrahl wie bei Command & Conquer? Nen scheiß Ufo das Hassan weggebeamt hat? Nen Bug? Keine Ahnung. Insgesamt aber verdammt wenige Bugs für dieses inhaltliche Monstrum eines Singleplayers.
Im nächsten Haus kommt wieder ein Heli der alle wegballert, geil. Geiler Heli. Anschließend muss ich da wieder in das Haus reinrennen und merke, die sehen alle gleich aus: Ich kann meine Leute von Gegnern nicht unterscheiden – auch hier muss ich anmerken dass dies im weiteren Verlauf überhaupt kein Problem mehr sein wird. Ich schieß einfach auf alle. Dann sind da ein paar verschlossene Türen. Die lassen wir aber auch besser mal zu und gehen lieber durch das Haus, oder was davon noch übrig ist. Wir erschießen dann noch die letzten Überlebenden und das war’s. Hassan ist nicht da. Aber irgendwas ist da noch? Ach die verdammt riesige Lagerhalle hinter dem Haus. Wie konnten wir die nur übersehen. Wieder ballern und dann finden wir da … oh oh, amerikanische Raketen. Jetzt geht das Drama los. Wie kommen die in Gegners Hand? Puh, also mir reicht’s erst mal.
Durchatmen und zweiter Anlauf
So nun gut. Weiter gehts mit Tauchmissionen, wilden Autorennen, Tunneln, Guillisuits, Snipern, Bergen, Flüssen, Kampfflugzeugen, Raketenwerfern, Drogen und einem Kartell, Betrug, Verrat, Schiffen, Ölbohrinseln, harten Typen, noch härteren Ladys … Diese Kampagne stellt sich als dermaßen abwechslungsreich heraus. Das machen sie echt gut. Dabei ist das Autorennen (nicht wirklich ein Rennen, eher eine Verfolgungsjagd) eine Mission die erstmal beeindruckt, wie die hinbekommen haben das man zwischen den Autos hin und her hüpfen kann und die Fahrphysik sogar OK ist, und das alles nicht gescripted! Dann aber nervt sie und man sieht wieder so ein paar Tricks (man fährt im Kreis, was ich erst nicht bemerkt habe und beeindruckt war wie verdaaaaammmmt lang dieses Kapitel war) und es zieht sich. Das passiert öfter mal. Aber dann kommen Missionen wie die als Sniper im Gras oder in den Bergen in Mexico (?), die einfach nur cool sind. Obwohl man immer wieder mal denkt: das Potential wurde nicht ganz ausgeschöpft. Na ja aber Leute, es bleibt halt ein Aktionstreifen.
Nett fand ich auch Dialoge zwischendurch, welche wie im Rollenspiel stattfinden, also mit Auswahlmöglichkeiten. Manchmal beeinflussen sie sogar die Handlung. Was aber gar nicht ging war die scheiß „Tot von oben“ Mission. Immer wenn man einen Zivilisten umlegt (erkennt man daran das die keine Waffe tragen) ist die Mission direkt vorbei. Aber gut. Das lernen wir halt mit der Zeit. Dennoch fand ich das in der Zeit in der Dronenangriffe dermaßen in der Kritik stehen schon sehr … ekelhaft. Es war zwar ein Bomber und keine Drone, aber ist das Gleiche in grün. Das hätte nicht sein müssen und da hätte ich auch fast aufgehört.
Eine Mission (ihr merkt schon, da ist was hängen geblieben!) sollte hier auch noch erwähnt werden. Die spielt in Amsterdam. Der Anfang kommt direkt nach dem hier beschriebenen Start der Kampagne und besteht aus einer Taucher-Mission. Da stellen sie gleich mal ihr cooles neues Wasser vor. Im zweiten Teil dieses Kapitels lauft ihr undercover durch die Innenstadt und ja, ich muss zugeben das sieht schon verdammt na dran aus. Wenn man genau hinguckt natürlich nicht mehr, aber so im vorbeilaufen im Einklang mit der Handlung, wuaoh! Das Ganze hat nen Hype ausgelöst in dem die Leute die echte Szenerie filmen. Das beste Ergebnis solltet ihr euch unbedingt angucken.
Fazit und Tips
Also. Die Erwartungshaltung sollte klar sein. Es ist ein stumpfer Actionfilm, aber ein richtig guter. Es gibt 5 Schwierigkeitsgrade. Ich nehme normalerweise nicht den schwersten, weil ich das nervig finde für die Story. Aber mit dem Schwierigkeitsgrad 2 von 5 fallen die Gegner mit einem Treffer um und schießen fast nicht zurück (zumindest am Anfang). So hat man null Trefferfeedback und dazu liegen auch noch überall Waffen rum die dadurch alle überflüssig wirken. Ich habe dann auf Stufe 3 oder vielleicht sogar aus Versehen auf 4 umgeschaltet. Aus Versehen 4 sage ich, weil ich zwischendurch echt richtig zu kämpfen hatte, mir aber eigentlich sicher war nur eine Stufe hochgestellt zu haben.
Na gut, also nehmt nicht die einfachsten Einstellungen und bleibt am Anfang bei einer Waffe. Das Wechseln wirkt komplett unnötig da sich diese im Singleplayer zumindest am Anfang alle gleich anfühlen. Ansonsten nehmt den Einstieg nicht zu ernst, es wird im weiteren Verlauf durchaus besser und vielleicht sind die Zwischensequenzen alleine schon einen Blick wert. Ich hatte Spaß, auch wenn ich gut von dem Scheiß US Army Getue genervt war, da muss man irgendwie drüber hinweg sehen können.